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Notwendig

Das ZDF hat damals die Forderung der Chemie-Konzerne erfüllt: Die Video-Kassette mit der Langfassung des Films wurde verboten. Die Presse hat äußerst hart reagiert:

Das ängstliche ZDF lässt sich von den Chemie-Konzernen erpressen. Der Sender ist zu feige, um einen guten Film zu verteidigen.(Siehe „Erpressung“)

Das war die dramatisch zugespitzte Berichterstattung. Da war kein Platz für Informationen über die komplizierte Entstehungsgeschichte des Konfliktes. Und es war keine Zeit für nüchterne Analyse der Ursachen.

Der ZDF-Intendant wusste, dass die Chemie-Konzerne wild entschlossen waren, die ungeliebten Öffentlich-Rechtlichen für den bösen Film zu bestrafen. Da sie die Ausstrahlung des Films nicht mehr verhindern konnten, sollte wenigstens an der Video-Kassette ein drakonisches Exempel statuiert werden.

Den ZDF-Juristen war völlig klar, dass die Drohung der Chemie auf Schadensersatz wegen Kredit-Schädigung juristisch hoch riskant war. Für den Sender wäre es zu einem finanziellen Multi-Millionen-Desaster gekommen. Mit zeitlichem Abstand betrachtet, war die erforderliche Entscheidung völlig klar:

Im Sinne einer Güterarbwägung musste der Intendant seinen Sender vor Schaden bewahren. Da blieb ihm nichts anderes übrig, als eine Video-Kassette mitsamt Autor zu opfern und abgeschlossene Verträge zu ignorieren. Das waren grenzwertige Entscheidungen.

Heute weiß ich, dass diese für mich äußerst bittere Lösung für das ZDF absolut not-wendig war.

Damals habe ich diese Notwendigkeit nicht begriffen. Ich wollte meinen inzwischen verbotenen Film retten. Meine eigenmächtigen Verhandlungen mit den Chemie-Konzernen und der erzielte Kompromiss waren für das ZDF eine Provokation. Ein gemeinsames, einvernehmliches Vorgehen wäre sinnvoller gewesen… (Siehe „Unmögliches“)

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